Updates
Wenn Sie sich über Ergänzungen in Text (T) und/oder Bild (B) zu bereits besprochenen Platten informieren möchten, finden Sie hier eine kurze Übersicht:
Jethro Tull, T, März 2016
Carly Simon, B, Oktober 2015
Jennifer Warnes, B, Oktober 2015
Nana Mouskouri, T+B, September 2015
Jennifer Warnes, T+B, Januar 2015
Elvis Presley, T+B, Oktober 2014
David Blue, B, August 2014
Bob Dylan, T+B, März 2014
Tipps für (Wieder)Einsteiger
Sollte ich dafür verantwortlich sein, daß Sie einen Einstieg oder Wiedereinstieg in die faszinierende Welt des Vinyls planen, würde mich das außerordentlich freuen! Selbstverständlich will ich nun auch meiner Verantwortung gerecht werden und Ihnen einige praktische Tipps geben. Hierbei handelt es sich keinesfalls um irgendwelches Geheimwissen, sondern um ein paar Essenzen meiner jahrelangen Passion. Natürlich können Sie sich auch durch unzählige Bücher und Zeitschriften wühlen oder Tage und Nächte im Internet verbringen. Sie werden dort schnell auf diverse Foren stoßen, in denen heftig gefachsimpelt wird. Wirkliche und selbsternannte Experten sind da für einen Außenstehenden nur schwer zu unterscheiden, beide benutzen in der Regel die gleiche Terminologie (oder auch „Fachchinesisch“), beide verteidigen meist ihren Standpunkt sehr energisch. Wenn Sie dort als Neuling eine zwar berechtigte, aber vielleicht recht simple Frage stellen, kann es Ihnen passieren, daß Sie so heftig abgebügelt werden, daß Ihnen die Lust an weiteren Fragen gleich wieder vergeht. Was hatten Sie erwartet? Immerhin haben Sie versucht, sich Zugang zu einem exklusiven Zirkel zu verschaffen! Bevor Sie sich also in einem Forum anmelden, sehen Sie sich erst einmal in Ruhe um, lesen Sie Beiträge zu verschiedensten Themen (vielleicht interessiert Sie das alles ja gar nicht wirklich oder kommt Ihnen Spanisch vor), machen Sie sich ein Bild vom herrschenden Umgangston. Danach können Sie immer noch Ihre Spuren hinterlassen.
Für die folgenden Hinweise müssen Sie sich allerdings nirgendwo registrieren lassen.
Die Schallplatten:
Sie haben also noch Platten aus Ihrer Jugendzeit irgendwo im Keller? Bevor Sie weiter lesen, schauen Sie doch bitte erst einmal nach, in welchem Zustand die sich befinden. War es recht feucht da unten? Das schadet den Platten selbst nicht wirklich, die Hüllen dürften jedoch hinüber sein. Und an den muffigen Geruch werden Sie sich schon gewöhnen. Im Ernst, wenn die guten Stücke diese Bezeichnung nicht mehr verdienen, macht es keinen Sinn, an die Pforte des Analoghimmels zu klopfen. (Wow!) Sind die Scheiben jedoch lediglich verstaubt, besteht Hoffnung. Mit lauwarmem Wasser (destilliertes wäre noch besser), frei wählbaren Zusätzen (Spülmittel in feiner Dosierung wäre der preisgünstigste) und einem Mikrofasertuch (immer schön in Laufrichtung wischen) kommen Sie hier schon recht weit. Je nach Verschmutzungsgrad kann die Prozedur beliebig wiederholt werden. Am Ende wird klar nachgespült und mit einem zweiten Mikrofasertuch die Feuchtigkeit entfernt (bei einem Dreierpack kann man außerdem der Frau mit dem dritten Tüchlein noch eine kleine Freude machen). Sollten Sie dieser Methode oder Ihren eigenen Fähigkeiten nicht so ganz trauen, können Sie auch zum Plattenhändler Ihres Vertrauens gehen, sofern der eine professionelle Plattenwaschmaschine besitzt. Ach, Sie haben gar keinen? Dann wird es Zeit!
Haben Ihre so lange mißachteten Schätzchen jedoch sichtbare Kratzer, sind mittlerweile wellig geworden oder gar angeknackst, können Sie sich eine Wäsche getrost sparen. Wobei man auch hier nicht zu voreilig handeln sollte. In meinem Bestand finden sich ein paar LPs, die weit besser klingen, als man Ihnen auf den ersten Blick zutraut. Also im Zweifelsfall noch mal kurz reinhören, bevor man sich endgültig trennt.
Wenn Sie nun festgestellt haben, daß Ihre alten Scheiben der Bay City Rollers und all die K-Tel-Sampler außer ein paar nostalgischen Erinnerungen nichts Bemerkenswertes mehr heraufbeschwören, ist der Moment gekommen, über ein paar Neuerwerbungen nachzudenken. Und in diesem Zusammenhang sollte man sich auch gleich darüber klar werden, was man nun eigentlich will. Um sich ein umfassendes Musikarchiv zuzulegen, mit nahezu kompletten Diskografien so ziemlich aller maßgeblichen Künstler, auf das man nach Lust und Laune zurückgreifen kann (wohlwissend, daß einem allein schon dafür die Zeit fehlt), benötigt man heute lediglich einen PC und den Nachwuchs, der einen in die Download-Geheimnisse einweiht. Wollen Sie aber Ihre Lieblingsmusik in bestmöglicher analoger Qualität bewußt genießen, gibt es ein paar Dinge, die Sie beachten sollten, um Enttäuschungen vorzubeugen.
Nun ist die Qualität einer Schallplatte von recht vielen Komponenten abhängig. Über das Wichtigste, die Musik, will ich an dieser Stelle nicht sprechen. Die unterliegt nun mal dem persönlichen Geschmack, genauso wie bauchfreie Oberteile oder Weihnachtsbaumschmuck. Aber Vinyl ist nicht gleich Vinyl. Jede Firma, die über ein eigenes Presswerk verfügte oder noch verfügt, hatte da ihre eigene, wie ein Staatsgeheimnis gehütete, Rezeptur. Ab Mitte der 1970er Jahre änderte sich sowohl diese, als auch das Gewicht der verwendeten Pressmasse respektive der Platten. Das alles geschah zur Optimierung der Gewinne und zum Nachteil der Qualität. In jenen Jahren der ständig steigenden Verkaufszahlen ging man in den Chefetagen der Plattenfirmen wohl davon aus, daß der Kunde klaglos sein Geld für alles ausgeben würde, was man ihm vorsetzte. Anfänglich ging dieser Plan ja auch auf, doch mit dem allmählich einsetzenden Imageverlust haben Teile der Branche bis heute zu kämpfen. Das Herunterfahren der eigenen Maßstäbe gipfelte z.B. bei RCA in den Dynaflex-Pressungen, die nicht nur bedeutend leichter waren als herkömmliche Platten, sondern auch noch über sehr dünne und empfindliche Cover verfügten. Mit großem Marketingaufwand wurden diese „Parodien“ sogar als innovative Produkte verkauft („It is the record of tomorrow...“), bis RCA Jahre später eingestand, daß das wohl der falsche Weg war. Also Finger weg! Wenn Sie die Wahl haben, meiden Sie ebenfalls Produkte, die von Ende der 70er bis weit in die 80er Jahre hinein hergestellt wurden. Erst, als die Schallplatte ein absolutes Nischendasein fristete und schon mehrfach totgesagt war, begann sich die Fertigungsqualität wieder zum Besseren zu wenden. Natürlich finden sich bei solchen groben Verallgemeinerungen auch immer Ausnahmen. Wie es zu den „goldenen Zeiten“ genügend schlechte Platten gab, gab es auch in den oben verteufelten Jahren hervorragend klingende. Über die technischen Voraussetzungen, die dazu nötig waren und sind, möchte ich mich nicht auslassen. Erstens fehlen mir Wissen und Verständnis für kompliziertere Zusammenhänge, zweitens sieht man der Platte, über deren Kauf man gerade nachdenkt, nicht an, wie aufwendig und mit welch gutem oder weniger gutem Equipment der lange Weg von der Aufnahme bis hin zur Verpackung des Produktes zurückgelegt wurde. Meine Erfahrung lehrt mich aber, daß bestimmte Plattenfirmen zu bestimmten Zeiten einfach für nahezu perfekte technische Voraussetzungen sorgten. Mit dem Erwerb solcher Platten können Sie in der Regel nicht viel falsch machen, vorausgesetzt, sie befinden sich noch in einem guten Zustand und Sie mögen die darauf enthaltene Musik. Ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit nenne ich in diesem Zusammenhang jetzt mal Pressungen der amerikanischen RCA (50er bis 60er Jahre), der englischen Decca (60er bis 70er Jahre), von Island (späte 60er bis Mitte 70er) und der ebenfalls englischen EMI (mit Parlophone und Harvest, 60er bis 70er Jahre), der deutschen und englischen Polydor (70er), von Vertigo (mit Swirl-Label bis Mitte der 70er) sowie der amerikanischen Vanguard und Elektra (60er Jahre). Ebenso auf der sicheren Seite sind Sie mit den Produkten von mehr oder weniger unabhängigen, kleinen Labels wie Windham Hill, Rounder, Flying Fish oder Sugar Hill. Andere mögen andere Erfahrungen gemacht haben, vor allem in den Bereichen Klassik und Jazz wären auch andere Namen zwingend. Aber ich empfehle doch keinem Einsteiger 50er-Jahre-Originalpressungen von Blue Note, die heute ein Vielfaches der teuersten CD kosten, die er je gekauft hat! Da werde ich lieber noch ungefragt einen Hinweis los. Aus meiner Sicht empfiehlt es sich, Originalplatten aus Zeiten, da der Datentransfer noch per Post erledigt wurde, aus dem Land zu erwerben, in dem sie aufgenommen wurden. Häufig ist das mit dem Herkunftsland der Künstler identisch. Die originalen Mastertapes wurden nämlich nur in den seltensten Fällen auf die Reise geschickt. Meist wurden nur Kopien bereitgestellt. Und hüten Sie sich vor sogenannten Exoten, also Pressungen aus weit abgelegenen Winkeln der Zivilisation! Diese sind nur für Sammler von Interesse, die sie sich auch nicht wirklich anhören, sondern als Trophäe ins Regal stellen. Ich weiß, wovon ich rede.
Neben den „alteingesessenen“ Firmen begannen seit 1977 auch auf Neuauflagen erfolgreicher oder zu Unrecht vergessener Platten (sogenannter Reissues) spezialisierte Label, auf den Markt zu drängen. In jenem Jahr wurde Mobile Fidelity Sound Lab (kurz MFSL oder auch MoFi) gegründet. Dem oben beschriebenen fortschreitenden Qualitätsverfall vor allem amerikanischer Produkte rückte diese kalifornische Firma mit einem gegensätzlichen Konzept zu Leibe. Man standardisierte das sogenannte Half-Speed Mastering (hier nimmt sich schon der Schneidstichel richtig Zeit), verwendete hauptsächlich die originalen Masterbänder, ließ (zumindest in den ersten Jahren) in Japan auf besonders reinem Vinyl pressen, limitierte die Auflagen und verdoppelte den Preis. Das funktionierte anfänglich sehr gut, man sprang Mitte der 80er Jahre zusätzlich auf den CD-Zug auf (mit ähnlich hohen Qualitätsstandards) und ging 1999 dennoch in Konkurs. Nach der Neugründung ist MFSL heute wieder präsent, muß sich den Reissue-Kuchen inzwischen jedoch mit diversen Mitbewerbern teilen. Viele dieser spezialisierten Firmen sind in den letzten Jahren aufgetaucht. Fast ebenso viele sind, zu Recht oder einfach nur vom Pech verfolgt, auch schon wieder verschwunden. Neben MFSL kann ich Ihnen guten Gewissens die Platten von Classic Records, Cisco (inzwischen Impex), Speakers Corner, DCC, Chesky, Analogue Productions und Rhino ans Herz legen. Allerdings will ich nicht verschweigen, daß sie zum Teil zu abenteuerlichen Preisen gehandelt werden.
Ebenfalls eine sichere Bank stellen Künstler dar, die mündig und selbstbewußt genug waren, ihre Qualitätsvorstellungen bei der Aufnahme und Vervielfältigung ihrer Musik gegen alle Widerstände und Sparzwänge durchzusetzen, kurz, denen daran gelegen war, daß der Konsument das Resultat zu Hause genauso genießen konnte, wie es gedacht war. Die Liste ist erfreulich lang, und es ist gewiß kein Zufall, daß viele ihre Platten bei den oben schon genannten Labels herausbrachten. Zu nennen wären hier z.B. die Beatles, Pink Floyd, Joan Baez, Harry Belafonte (die frühen Jahre), Nana Mouskouri (ebenfalls die frühen Jahre), die Eagles (ausschließlich die frühen Jahre!), Fleetwood Mac (die mittleren Jahre), Cat Stevens, Neil Young, Joni Mitchell, Peter Gabriel, Jennifer Warnes, Chet Atkins, Judy Collins. Wie gesagt, das ließe sich noch weiter fortsetzen, aber ich denke, hier dürften Sie schon fündig werden. Nun höre ich schon den berechtigten Einwand, daß eine englische Originalausgabe von „A Hard Day's Night“ nicht wirklich günstiger ist, als die oben erwähnten Preziosen von Blue Note. Das ist richtig. Deshalb soll es ja auf diesen Seiten unter anderem auch um bezahlbare Kompromisslösungen gehen. Ein Tipp noch zum Schluß: bei Platten, auf denen auf dem Cover oder der Innenhülle vermerkt ist, wer für das Mastering verantwortlich zeichnet, wurde in aller Regel auch einige Sorgfalt auf den Wohlklang verwandt.
Der Plattenspieler:
Sollten Sie keinen Plattenspieler besitzen, mit dem Sie wirklich zufrieden sind (und davon gehe ich aus, wenn Ihre Platten seit mehr als 20 Jahren im Keller schlummerten), dann lade ich Sie jetzt herzlich ein, gemeinsam mit mir dünnes Eis zu betreten. Ich nehme Sie auch bei der Hand. Da Sie noch immer weiterlesen, scheinen Sie es ja ernst zu meinen mit einer analogen Zukunft. Wie ernst eigentlich? Lohnt es sich, etwas Geld zu investieren? Oder gar etwas mehr? Fassen wir zuerst einmal einen Neukauf ins Auge. Sie wissen schon, daß Sie für einen luftgelagerten TechDAS Air Force One ohne Tonarm und ohne Tonabnehmer etwa 64.000 Euro hinblättern müssen? Aber für Selbstabholer wird sich beim Preis sicherlich noch etwas machen lassen! Da wird ein komplett ausgestatteter und ähnlich imposanter Transrotor Tourbillon FMD mit einem Preis ab etwa 25.000 Euro glatt zum Schnäppchen! Sie sind erschrocken? Das war so geplant. Mit „Geiz ist geil“-Mentalität kommen wir hier nicht wirklich weiter. „Was nix kostet, taugt auch nix.“ Das ist leider wahr, aber es geht dennoch wesentlich preiswerter. Allerdings kann ich Sie nur ausdrücklich vor sogenannten USB-Plattenspielern warnen. Die gibt es inzwischen sehr günstig. Nur, mit einem Plattenspieler hat das nichts zu tun. Und überhaupt: „Digitalisieren sie ihre Vinylschätze“, was soll das denn bitteschön? Wenn Sie allerdings Ihre Lieblingssuppe (Sie wissen schon, die mit den leckeren Grießklößchen) vor dem Essen noch durch ein feines Sieb gießen und alles, was darin hängen bleibt, an die Haustiere verfüttern, gehören Sie vielleicht doch zur Zielgruppe. Aber zurück zum Thema. Ich will und kann keine Wissenschaft daraus machen. Ob Ihr zukünftiger Dreher nun ein Halb- oder Vollautomat werden soll, ein Direkttriebler oder einer mit Riemenantrieb oder irgend etwas ganz anderes, bleibt Ihnen überlassen. Da halte ich mich zurück. Das ist auch nicht so wichtig. Wichtig ist eher das Tonabnehmersystem. Da hilft nur, selbst zu hören (bei Freunden oder Bekannten) und zu vergleichen. Ein kompetenter und netter Fachhändler kann da auch noch Hilfestellung geben. Für den Einstieg würde ich ein günstiges MM-System empfehlen, da das doch wesentlich einfacher zu handhaben ist, als ein MC. Namen will ich hier keine nennen, auch keine Preise. Nur soviel: es gibt zum Beispiel ein sehr günstiges System (ab ca. 25 Euro), das von manchen als „die grüne Hölle“ bezeichnet, von anderen wiederum wegen seines unschlagbaren Preis-Leistungsverhältnisses bejubelt wird. Und es gibt Leute, die Systeme unter 400 Euro nicht einmal verwenden würden, wenn sie sie geschenkt bekämen. Es bleibt hier also wirklich nur, auszuprobieren. Aber wir sind ja eigentlich noch beim Neukauf, und da haben die Geräte der Einsteigerklasse alle schon ein System an Bord, mit dem man getrost eine Weile leben kann. „Einsteigerklasse“ meint übrigens Plattenspieler für bis zu 1.000 Euro. Seit Vinyl wieder angesagt ist (allerdings liegt sein Marktanteil noch immer unter 1%), hat die Angebotspalette in allen Preiskategorien erheblich zugelegt. Sie müßten sich also zuerst einmal entscheiden, ob es eher Acryl oder doch lieber Holz sein soll. Das ist wieder eine reine Geschmacksfrage. Auf den Klang hat es keinerlei Einfluß. Im Internet und in zahlreichen Fachmagazinen können Sie sich bequem einen Überblick verschaffen. Man sollte aber unbedingt darauf achten, daß der in Frage kommende Kandidat aufrüstbar ist. Sollten Sie nämlich Blut geleckt haben und irgendwann nach Höherem streben, muß dann dafür nicht gleich ein neuer Dreher her. Ein besseres Netzteil, ein anderes System oder gar ein neuer Tonarm sollten problemlos integriert werden können.
Der andere und für mich sinnvollere Weg wäre aber, über einen guten Gebrauchten nachzudenken. Was aber heißt „gut“? Ein Plattenspieler steht und fällt mit der Beschaffenheit der Lager. Diese dürfen nicht ausgeschlagen sein, das Spiel sollte innerhalb der erlaubten Toleranzen liegen. Das alles erfragen Sie am besten beim Anbieter und hoffen dann, daß seine Angaben auch stimmen. Aber bei ebay gibt es ja schließlich Bewertungen. Schauen Sie sich diese genau an, auch, ob der Verkäufer nur einmal im Monat irgendwas anbietet, oder eher regelmäßig HiFi-Artikel verkauft. Sind dem Angebot aussagefähige Fotos beigefügt, die vielleicht sogar ausdrücklich auf kleine optische Mängel hinweisen, erhöht das auf jeden Fall Glaubwürdigkeit und Seriosität. Bei gebrauchten Plattenspielern sind oft die Schutzhauben zerkratzt, manchmal auch die Scharniere ramponiert. Das sieht nicht schön aus, aber wenn Sie damit leben können, ist das kein Beinbruch. Viele Leute nehmen die Haube beim Hören sowieso ab. Wichtiger ist, daß Sie beim Text der Anzeige darauf achten, daß nicht irgendwo Sätze wie „wird ohne den abgebildeten Tonarm / Tonabnehmer verkauft“ stehen. Dann haben Sie nämlich lediglich ein Laufwerk erworben, und die Suche geht weiter. Ebenso bei als defekt deklarierten Geräten. Das alles ist nur etwas für versierte Bastler. Bei Wörtern wie „Dachbodenfund“ oder „Haushaltsauflösung“ sollten die Alarmglocken läuten. Der Verkäufer will Ihnen damit nicht etwa verklickern, daß er nicht weiß, was er da anbietet (meistens weiß er das sogar sehr gut), sondern, daß er nicht im Traum daran denkt, für eventuell nach dem Kauf auftauchende Mängel gerade zu stehen. Das ist Ihnen alles zu riskant? Kann ich verstehen. Bliebe noch der gute alte HiFi-Laden. Jeder gute Händler hat heute auch gebrauchte Geräte, z.B. aus Inzahlungnahmen, im Regal stehen. Sie kennen das ja vom Autohaus. Und genau wie dort wurde auch bei den angebotenen Plattenspielern eine Durchsicht vorgenommen, wurden Verschleißteile erneuert, wurde die Optik etwas aufgemöbelt. Eine Garantie von wenigstens einem Jahr sollte ebenfalls selbstverständlich sein. Auch können Sie sich die Funktion des Gerätes im Laden erläutern lassen und sogar probehören. Da Sie Ihren neuen Schatz gleich mitnehmen können, fallen mögliche Transportschäden durch Versand auch noch weg. Das alles sollte den Aufpreis gegenüber Internetangeboten doch wert sein. Kleiner Tipp noch: gehen Sie mit klaren Vorstellungen in den Laden! Sie wollen lediglich einen gut erhaltenen, gebrauchten Plattenspieler in einem von Ihnen vorher festgelegten preislichen Rahmen kaufen! Ein guter Verkäufer wird immer versuchen, Ihren Appetit anzuregen. Das ist nicht böse gemeint, er lebt davon.
Vielleicht ist Ihnen ja aufgefallen, daß ich es tunlichst vermieden habe, die Namen irgendwelcher Marken zu nennen. Ganz einfach, ich wollte Sie nicht beeinflussen und mir auch nicht den Zorn irgendeiner Fangemeinde zuziehen, deren überlegene Geräte ich womöglich in der Aufzählung vergessen hatte. Zum Schluß möchte ich aber doch noch eine Lanze für ein ganz bestimmtes Gerät brechen: den Dual CS 505-4. Der läuft bei mir noch immer als Zweit-Dreher. Vor Jahren gekauft, kostet er heute immer noch 550.- Euro. Jetzt nennen Sie mir doch mal irgendein Produkt, dessen Preis sich in den letzten sechs oder sieben Jahren nicht unangenehm verändert hat. Sie haben zehn Sekunden Zeit! … Bitte? Der Aral-Tankgutschein für 20.- Euro? Danke! Zurück zum Dual. Für das Geld wird es richtig schwer, einen anderen Plattenspieler zu finden, der sowohl über ein Subchassis als auch eine Holzzarge verfügt. Der Tonarm ist völlig ausreichend, das Ortofon OM10 tut's auch erst mal, kann aber problemlos ausgetauscht werden (fragen Sie doch mal nach der „grünen Hölle“), und er ist ein Halbautomat. Sie können also gefahrlos beim Musikhören einschlafen. Gebrauchte jüngeren Datums dürften ebenfalls noch keine Probleme bereiten (ich habe nach Jahren lediglich mal den Antriebsriemen gewechselt) und wirklich günstig zu haben sein. Für mich ist dieser ehrliche, unkomplizierte und kinderleicht zu bedienende Dreher das perfekte Gerät für den Ein- oder Wiedereinstieg. Punkt.
Ach, das hätte ich Ihnen auch schon im ersten Satz sagen können? Sie werden sich doch nicht etwa von einem Unbekannten beeinflussen lassen?!